04.07.2019
Trinitatis

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Besucher unserer Website,


der erste Sonntag nach Trinitatis führt uns ein in die Reihe der Sonntage, die uns nun bis zum Herbst begleiten. Nacheinander werden die zentralen Themen unseres Glaubenslebens entfaltet.

Jeder Sonntag setzt hier seinen eigenen Schwerpunkt. Advent, Weihnachten, Epiphanias, Passion, Ostern, Pfingsten und Trinitatis liegen hinter uns. Viel ist uns vor Augen gestellt. An Bildern von der Menschwerdung, Gottes im Stall von Bethlehem. Vom Leiden, Sterben und vom Licht der Auferstehung. Von der Kraft des heiligen Geistes, den Gott uns immer wieder neu zuspricht.

Und dann Trinitatis. Trinitatis. Haben alle Feste des Kirchenjahres Bilder, Geschichten und Bräuche, ist dies zum Fest der Dreieinigkeit nicht so. Vor gut zweihundert Jahren hat man versucht dem abzuhelfen und das Dreieck mit dem Gottesauge einzuführen. Vielleicht, weil man die Bildlosigkeit nicht ertragen wollte. Aber der erste Sonntag nach Trinitatis nimmt uns die Bilder. Es geht um Gottes verborgene Gegenwart in der Welt. Wir kommen vom Sehen und sollen nun hören. Hören in die Stille der Verborgenheit unseres Herrn in seiner Welt.

Vieles von dem, was unsere Kirche ausmacht, geschieht im Verborgenen. In Seelsorge, in vielen Besuchen, bei Menschen, die es schwer haben oder dem Tod entgegengehen. Im Ringen um die gute Idee, wie das Evangelium zu predigen sein könnte. Wie Menschen mit den Geschichten unserer Bibel erreicht werden.

Vieles geschieht im Verborgenen. Und vieles braucht seine Zeit, bis es sichtbar wird. Gottes oft verborgene Gegenwart in der Welt ist es, wovon wir reden. Von seiner Gegenwart in unserem Leben. Von den Beziehungen, die sein Wort zwischen uns untereinander und zwischen Ihm und uns entstehen lässt.

Und Gott redet auch heute zu uns. In den Texten der verschiedenen Sonntage kommt es zum Klingen. „Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?", spricht der Herr durch den Propheten Jeremia. Unsichtbar und doch gegenwärtig. Die Briefe erzählen uns von der Liebe Gottes, die in uns ihren Widerschein findet.

In den alttestamentlichen Lesungen und in den Evangelien wird uns der Anspruch Gottes an unsere Gerechtigkeit vor Augen gestellt. Gleich zu Beginn der Trinitatiszeit steht die Geschichte von Lazarus im Mittelpunkt. In dem Armen, der vor unserer Tür liegt, ist Gottes Frage an uns präsent. Können wir Christen sein, ohne uns für all das Elend und die Ungerechtigkeit in dieser Welt zu kümmern? Vielfältig sind unsere Bemühungen, Gerechtigkeit wirksam werden zu lassen in dem diakonischen Handeln unserer Kirche. Aber immer ist es noch nicht genug. Unsere Aufgabe ist ewig, weil es immer Menschen geben wird, die unsere Hilfe, unseren Beistand brauchen.

Gottes Wort spricht zu uns. Ich wünsche uns allen, dass sein Klang unsere Herzen erfüllt und uns ermutigt, seinem Wort zu folgen. Als Christen und Menschen, die seiner Liebe zur Welt Gestalt geben. Jeden Tag neu.

Ihr Michael Wegner

Gebet

Ewiger Gott, Du hast uns nach Deinem Ebenbild geschaffen. Die Schöpfung singt Dein Lob.
In Jesus Christus bist Du Mensch geworden und hast uns durch Dein Leiden und Sterben erlöst. In Deiner Auferstehung haben wir das Leben, das nicht vergeht.
Durch Deinen heiligen Geist rufst Du uns ins Leben.
Sei bei uns und heilige uns mit jedem Tag neu. Durch Jesus Christus unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schafft von nun an bis in Ewigkeit.

Amen

Symbolfoto: Ilka Jost