29.04.2023
Gedanken zur Woche - Jubilate 2023

Ein Sonntag der Freude

Freuen kann man sich über viele Dinge: über großartiges Frühlingswetter, über einen langen erhofften Anruf, über ein herrlich kaltes Getränk, über den grandiosen Sieg seiner Fußballmannschaft und über noch vieles mehr. Es tut gut, wenn die kleinen Dinge in uns das Gefühl der Freude auslösen.

Leider ist es aber mit den Freuden des Alltags oft so, dass sie nicht unbedingt von Dauer sind. Das Gefühl der Freude wird häufig schnell von anderen Dingen überlagert und verdrängt: Stress auf Arbeit, Streit in der Familie und ein Blick in die Nachrichten genügt und die Freude verfliegt.

Drei Wochen nach Ostern feiert die Kirche einen Sonntag der Freude: Jubilate. Am Jubelsonntag geht es um die Osterfreude, die größer ist als alles Leid. Warum ist diese Freude so besonders? – Weil sie mehr ist als ein Gefühl. Sie ist die Gewissheit, dass Jesus Christus auferstanden ist und damit allem Bösen, Lebensfeindlichen und Tödlichem endgültig die Macht genommen hat. Am Ende siegt das Leben, nicht der Tod.

Der Thüringer Pfarrer Cyriacus Schneegaß diese Überzeugung um 1600 in einem Lied vertont: „In dir ist Freude in allem Leide“ (EG 398). Es ist eines der bekanntesten Lieder im Evangelischen Gesangbuch.

Als Vorlage nahm sich der Thüringer Pfarrer dazu die Melodie eines italienischen Tanzliedes, das in beschwingter Weise den Liebesgott Amor rühmt. Doch statt um Amor, den leichtfüßigen und unberechenbaren Gott der Liebe, geht es in seinem Text nun um Jesus Christus, den beständig liebenden Gott.

Jesus Christus und der Liebesgott Amor, ein interessanter Vergleich. Amor verschießt mal hier, mal dort seine Pfeile, er verbreitet Lebenslust oder fügt Leid zu, so wie es ihm gerade passt. Er ist unberechenbar wie die Liebe selbst. Jesus dagegen ist eine treue Seele. Seine Liebe ist von Dauer und er lässt die Menschen nicht leiden. Jesus hält die Verbindung, komme was wolle: An dir wir kleben im Tod und Leben; nichts kann uns scheiden. Halleluja.

In dir ist Freude in allem Leide. Es gibt vieles im Leben, was nicht glatt läuft und einiges, was uns ins Straucheln kommen lässt. Sich dabei die Lebensfreude nicht nehmen zu lassen, ist schon eine Herausforderung.

Dieses Lied macht es uns leicht. Die beschwingte Melodie lädt zum Tanzen ein und steckt uns mit seiner Fröhlichkeit an. Dabei besingt es ein ernstes Thema, jedoch mit voller Zuversicht und Freude im Herzen: Wenn wir Christus haben, kann uns nichts schaden, weder Teufel, Welt, Sünd oder Tod.

Der Glaube und das Vertrauen auf Gottes Liebe ist für mich nichts Theoretisches, sondern es berührt mein Herz, fast wie ein Pfeil von Amor. Das lässt mich Gott loben, auch wenn es mir nicht gut geht. Der Glaube trägt mich durch schwere Zeiten und lehrt mich wahre Freude: Da ist jemand, der mich wirklich und ewig liebt, der mich behütet und vor Schaden bewahrt. Wenn das kein Grund zur Freude ist.

Pastorin Ina Winter aus Kaulsdorf