Ernst Modersohn

Pastor Ernst Modersohn (14.2.1870 - 2.2.1948) wurde im Jahr 1906 von den Verantwortlichen der Evangelischen Allianz zum Leiter des Evangelischen Allianzhauses in Bad Blankenburg berufen. Durch seine bisherige Predigt- und Seelsorgetätigkeit als Gemeindepfarrer war besonders in Mülheim/Ruhr ein Aufbruch zu bewusster Nachfolge Jesu geschehen, 1000 Leute hörten seine Predigten. Auf Konferenzen war er bereits begehrter Redner. Zahlreiche Schriften hatte er veröffentlicht. Sein Wochenblatt „Sabbathklange“, das er ab 1911 unter dem Namen „Heilig dem Herrn“ herausgab, fand einen großen Leserkreis (bis 42 000) und galt als das meistgelesene Erbauungsblatt seiner Zeit. Im Mai 1906 zog Familie Modersohn nach Blankenburg. Noch im gleichen Jahr wurde unter seiner Leitung die Konferenzhalle in nur 10 Wochen erbaut, in der bis heute die jährliche Allianzkonferenz stattfindet, zu DDR-Zeiten oft dramatisch (mit 70 % Jugendlichen!) überfüllt. Nach 1910 gab er die Leitung des Allianzhauses in andere Hände, blieb dem Ort aber als freier Schriftsteller und Evangelist treu.

Für den Druck seiner vielen Schriften wurde der Harfeverlag gegründet, zunächst 1919 im Gasthaus „Zur Harfe“, dann 1922 im Gasthaus „Zum Anker“ und ab 1925 im großen Neubau an der Wirbacher Straße. Seine Arbeiter und Angestellten wirkten in sozial angenehmen Verhältnissen. In der „Harfe“ wurden bis zur Wende 1989 Bibeln, zahlreiche christliche Zeitschriften und Bücher gedruckt. Viele seiner Bücher (insgesamt 268 Titel) wurden in andere (ca. 60) Sprachen übersetzt, seine Zeitschrift in vielen Ländern gelesen - durch Missionare bis auf den fernsten Inseln. Durch Vorträge auf Konferenzen in vielen Ländern wurde er eine international bekannte Größe. Neben Fröbel hat er wohl am meisten den Ort Bad Blankenburg in der Welt bekannt gemacht.

Modersohn heiratete nach dem frühen Tod seiner ersten Frau, die ihn mit drei kleinen Kindern zurückließ, Gertrud von Werthern, die auch drei Kinder gebar. Der erste Sohn aus der zweiten Ehe, Werner, starb schon früh. Die Tochter Ruth, die Diakonisse wurde, starb an einem Krebsleiden. Der Sohn Alfred übernahm in den 50er Jahren die Leitung der "Harfe".

Zum Thema seines Lebens hatte Modersohn „Heilig dem Herrn“ gewählt. So stand es am Giebel seiner Druckerei, ursprünglich auch an der Tür zur Konferenzhalle und über seinem Wochenblatt. Viele seiner Hörer waren von der anschaulichen, einprägsamen Art seiner Verkündigung erfasst und vertrauten seiner Seelsorge. Verbunden waren seine geistlichen Gaben mit organisatorischem und geschäftlichem Geschick.

Seine Grenze lag in mangelnder Erkenntnis der Gefahren des Dritten Reiches. Er hatte sich im Anfang von dem scheinbaren Aufschwung Deutschlands unter Hitler blenden lassen. Im Dritten Reich war er wegen einiger Passagen in seinen Schriften kurzzeitig von der Gestapo verhaftet, durfte aber - mit Rede-. Reise- und Schreibverbot - wieder zur Familie zurück.

Nach dem Krieg waren viele deutsche Allianzfreunde der Überzeugung, dass in der Sowjetischen Besatzungszone christliche Konferenzen unmöglich seien. Es fanden ein paar Jahre "Blankenburger Konferenzen" in den westlichen Zonen (Marburg, Bielefeld…) statt. Modersohn wagte es aber, 1947 auch in Bad Blankenburg wieder zu einer ersten Nachkriegskonferenz 1947 einzuladen, der sich dann jährlich (zunächst mit viel Schwierigkeiten!) die Reihe der regelmäßigen Konferenzen wieder anschloß. Er starb am 2. Februar 1948. Ein langer Trauerzug geleitete den Sarg von der Stadtkirche bis zum Friedhof.

Bis heute erfahren Bücher von ihm Neuauflagen. Bis heute sind ihm viele, die ihn noch kannten und gegenwärtige Leser dankbar verbunden.