29.10.2022
Gedanken zur Woche – Die Kraft der Worte

Eins der schönsten Bauwerke Venedigs ist der berühmte Kampanile., der Glockenturm auf dem Markusplatz. Man hatte Sorge, dass der Turm eines Tages einstürzen würde, deshalb prüfte man das Mauerwerk. Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass das Mauerwerk fest gefügt, sicher und verlässlich ist. Umso überraschter war man, als eines Tages der schöne Turm einstürzte und seine Trümmer den ganzen Markusplatz übersäten. Neue Untersuchungen ergaben: das Mauerwerk war fest und solide gefügt, aber das Fundament war nicht tragfähig. Darum konnte das Bauwerk auch keinen Bestand haben.

Diese Begebenheit spiegelt etwas von der Situation unseres Lebens wider. Wir errichten unser Lebenshaus. Groß und prächtig soll es werden. Wir bauen immer größer und schöner. Aber wie ist es mit dem Fundament? Vielleicht waren und sind wir der Meinung: das Fundament ist nicht so wichtig. Der Bau darf nicht viel kosten. Da kann ich auf das Fundament ruhig verzichten. Oder aber das Fundament besteht aus Selbsttäuschungen: Ich schaffe alles aus eigener Kraft. Ich halte auch mein Lebenshaus selbst zusammen. Mancher, der so dachte, sah sein Leben wie ein Kartenhaus einstürzen. So erging es auch dem Apostel Paulus. Aus seiner späteren Erfahrung schrieb er an die Christen in der Hafenstadt Korinth: „Das Fundament ist gelegt: Jesus Christus. Niemand kann ein anderes legen.“ 1. Korinther 3, 11)

Was für einen Hausbau, für einen Turm oder eine Brücke gilt, ist noch viel wichtiger für unser Leben. Wie unklug wäre es zuerst an die schönen Räume zu denken ohne nach dem sicheren Grund zu fragen. Ohne ein tragfähiges Fundament ist alles, was wir bauen und erleben haltlos, sinnlos und zukunftslos. Jesus Christus bietet uns das Fundament für unser Leben an.

Am 31. Oktober ist in Thüringen Feiertag. Wir begehen das Reformationsfest 2022 im Jubiläumsjahr der Lutherübersetzung des Neuen Testamentes Durch Luthers Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg, dem Anschlagbrett der Universität, wurde eine öffentliche Diskussion über Missstände in der damaligen Kirche ausgelöst. Es ging Luther darum, dass wieder das Wichtige in den Vordergrund gerückt wurde. Nicht die Angst vor drohenden Strafen und der schwunghafte Handel mit Ablassbriefen sollte das Leben der Menschen bestimmen, sondern allein Jesus Christus und damit verbunden allein der Glaube, allein die Gnade und allein die Bibel.

Vieles von dem, was Luther damals wichtig war, ist heute wieder in Vergessenheit geraten.

Möchte für unser Volk und für jeden Einzelnen die Bibel wieder mehr Bedeutung bekommen.

Es sind keine leeren Worte, sondern „lauter Lebeworte“ (Luther), Worte, die Jesus mit Leben gefüllt hat. Kraftworte, die er mit seinem Leben, Leiden und Sterben bestätigt hat. Seine Worte und Verheißungen können uns tragen in guten und in schweren Zeiten.

Pfarrer Günter Dimmler, Königsee