01.12.2023
Advent 2023

Liebe Schwestern und Brüder
im Verkündigungsdienst unseres Kirchenkreises Rudolstadt-Saalfeld,

Schnee glitzert auf den Bäumen, die ersten Lichter leuchten. Doch noch nie ist es mir so schwer gefallen den Beginn der Adventszeit und das vor uns stehende Weihnachtsfest, mit Hoffnung und Zuversicht in den Blick zu nehmen.

Hatten uns die Pandemie und der Krieg in der Ukraine in den letzten Jahren vor große Herausforderungen gestellt, so sind es in diesem Jahr die Ereignisse in Israel, die mich ratlos machen.

Wie soll in diesem Jahr die Botschaft der Engel vom „Frieden auf Erden“ in mein Herz einziehen, wenn gerade Bethlehem und das Heilige Land zum Synonym für Terror, Krieg und Unfrieden stehen. Der im Matthäusevangelium beschriebene Kindermord des König Herodes ist von den Gewalttaten der Hamas weit überholt worden. Die jüngste Geisel ist gerade zehn Monate alt. Eltern und Kind gelten als verschollen. Ich freue mich über jede freigelassene Geisel. Die Bilder der befreiten Abigail berühren mich. In welche Welt kehrt das Mädchen zurück?
Die Terroristen der Hamas haben unsägliches Leid über alle Menschen der Region gebracht. Auch ihr eigenes Volk ist Geisel des Terrors.

Es ist ein langer emotionaler Weg zur Krippe in diesem Jahr.
Mein Enkelkind ist aufgeregt. Mit weit aufgerissenen Augen zappelt sie vor dem Handy, um ihrer Großmamma zu erzählen, was alles auf sie wartet. Sie ist vier und kennt weder Krieg noch Terror. Ihre Vorfreude ist völlig ungetrübt. Sie weiß, dass es in anderen Ländern Kindern nicht so gut wie ihr geht. Sie gibt gern etwas ab und ihr Papa soll etwas spenden.

Vielleicht feiern wir in diesem Jahr in unserer Familie ein Weihnachten für unsere Kinder und Enkel. Vielleicht ist es gut, ihnen die Botschaft der Engel zu erzählen.

„Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids… Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Im Erzählen sprechen die Bilder und Worte auch zu mir. Frieden ist möglich. Nicht, weil ich mich abschotte vom Elend der Welt, sondern weil ich mitfühle mit allen die Leid tragen. Meine Hoffnung wird getragen von Sympathie. Sympathie ist ein griechisches Wort und setzt sich zusammen aus den Worten mit und leiden. Was umgangssprachlich als Vorliebe verstanden wird, ist eigentlich die Bereitschaft das Leid des Anderen mitzutragen.

Vielleicht ist es mein Weg in diesem Jahr. Mitfühlend zu sein mit dem Leid in der Welt und trotzdem der Botschaft der Engel Hoffnung und Vertrauen zu schenken. Frieden ist möglich. Die Geschichten der Weihnacht erzählen davon.

Pfarrer Michael Wegner
- Superintendent -

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