03.01.2019
Jahreslosung im Blick

„...suche den Frieden und jage ihm nach“ Psalm 34,15

Frieden suchen, ihm nachjagen.

Ich erinnere mich an meine Kindheit. Verstecken spielen. Einer zählt, alle verstecken sich, dann wird gesucht.

 

Frieden suchen? Der Psalm erzählt von einem verborgenen Frieden. Einem Frieden, den es sich zu suchen lohnt. Vielleicht ist es einfacher, ihn nicht zu suchen, sich zufrieden zu geben mit den Konflikten, dem Streit und Unfrieden.

 

Unfrieden ist offensichtlicher. Es gibt immer einen Grund, zum Streiten bereit zu sein. Gekränkte Ehre, Machtfragen, Missverständnisse. Manchmal denke ich, dass es schwerer ist sich zu verständigen, aufeinander zuzugehen als in Abgrenzungen zu leben. Vielleicht versteht mich der Andere gar nicht und ich mache mich lächerlich.

 

Dann erinnere ich mich an das Versteckspiel meiner Kindheit. An ein komisches Gefühl, wenn ich mit dem Suchen an der Reihe war. Eben waren alle noch da und nun war keiner mehr zu sehen. Ein gewisses Gefühl der Einsamkeit.

 

So geht es mir auch, wenn ich in Unfrieden lebe. Unfrieden macht offensichtlich einsam. Weil ich jenem nicht begegnen möchte, mit diesem nicht mehr rede. Wenn aus Zäunen Mauern und Grenzen werden, wird die Welt kleiner. Und voller Sorge. Leider nicht um die anderen, sondern um mich selbst.

 

Die Bibel zeigt einen Weg aus dieser Einsamkeit. Komischerweise fängt dieser Weg bei mir an. Das ist etwas unerwartet. Es gibt so viele Menschen und Dinge, bei denen ich ansetzen würde. Menschen und Dinge, von denen ich finde, dass sie sich ändern müssten, bevor ich an der Reihe bin, mich auf Veränderungen einzulassen. Doch Gott fängt immer bei mir an. Vielleicht weil ich ihm wichtig bin.

 

Wenn Gott Mensch wird, dann doch auch, um mir nahe zu sein. Meine Welt ist seine Welt. Frieden mit mir selbst zu schließen, damit fängt alles an. Hadere nicht mit dem, was du bist. Sei nicht unglücklich mit dem, was du hast. Wenn du diesen Frieden findest, macht es dich frei.

 

In meiner Kindheit beim Verstecken und Suchen war es für mich immer der erste Schritt, der am Schwersten war. Die Entscheidung war zu treffen, wo ich suchen sollte.

 

Ich glaube, mit der Suche nach dem Frieden ist es ähnlich. Wo anfangen bei dem ganzen Unfrieden in dieser Welt?

 

Wie beim Versteckspiel. Es sind viele, die es zu finden gilt. Frieden hat ganz unterschiedliche Gesichter. Vielleicht suche ich vom Nahen zum Fernen. Von mir zu denen, mit denen ich zusammenlebe. Von da zum Ort, an dem ich zu Hause bin. Über Stadt und Land zum Frieden mit der Welt. Zum Schluss habe ich vielleicht alle gefunden.

 

2019 wird es viel Diskussion geben. Wahlen stehen an. Es ist die Frage, ob es gelingt, die Diskussion mit der Suche nach Frieden zu führen.

 

„... jage ihm nach!“ In meinen Ohren klingt der fröhliche Lärm aus Kindertagen, das aufgeregte Rufen wenn aus dem Suchen ein Finden wurde. Das Rennen zum Ziel. Dort, wo man frei war.
Ich bin nun nicht mehr so schnell. Aber wenn ich in diesem Jahr Kinder sehe, die fröhlich Versteck spielen, wird es mich erinnern. An den Anspruch, den Gott auch an mich hat: „...suche den Frieden und jage ihm nach!“. Frieden ist es, was mich frei macht.

Symbolfoto: Ilka Jost