27.05.2023
Gedanken zur Woche - Pfingsten

Ich denke, es stimmt, was ich kürzlich gelesen habe: Weihnachten hat vieles, was wir zum Fest kaufen, aufstellen oder hinhängen vom Stern bis hin zum Weihnachtsbaum. Ostern hat die bunten Eier, ein gebackenes Osterlamm, Schokoladenhasen oder die geschmückten Brunnen. Pfingsten ist frei von all dem. Ist Pfingsten nicht so einfach zu vermarkten, weil es nicht so einfach zu verstehen ist? Haben wir deshalb auch kaum Pfingstschmuck? Höchstens die Pfingstrosen fallen mir ein. Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche, weil die Urgemeinde in Jerusalem das erste Mal in die Öffentlichkeit tritt, sich zeigt, von der Auferstehung Jesu redet und sich Menschen taufen lassen. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der Heiligen Geistkraft. Das Symbol dafür ist die Taube, aber eigentlich ist Gottes Geist unsichtbar wie Wind oder Atem. Es ist die Gotteskraft in einem Menschen, die Lebendigkeit, der Wille zum Leben, die Kreativität, eine Kommunikation, die gelingt aber auch Hoffnung und Trost.

Die Bibel sagt darüber hinaus: Wo Gottes Geist ist, da ist Freiheit. Ob Pfingsten deshalb so frei ist von allen Äußerlichkeiten? Ich denke an alles, was uns Menschen gefangen halten kann: Schmerzen, Ängste, Machtmissbrauch, Kriege oder Hunger. Ich denke an die jüngsten Hinrichtungen im Iran und daran, dass Menschen bei uns Schutz finden. Vielleicht passt zu Pfingsten einfach ein stilles Gebet: „Du Geist des lebendigen Gottes, ströme herab auf mich, wie der Tau am Morgen, forme mich, fülle mich, befreie mich, stärke mich, tröste mich.“ Und damit können wir uns auf den Weg machen hinaus in die Welt, dahin, wo wir gebraucht werden.

Christian Sparsbrod, Pfarrer und Klinikseelsorger